Der Heidelberger Katechismus erklärt in 129 Fragen und Antworten die Grundlagen des christlichen Glaubens. Verfasst wurde er vor mehr als 450 Jahren und ist bis heute das Bekenntnis vieler reformierter Kirchen und Gemeinden auf der ganzen Welt.
Sonntag 1
Frage 1: Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?
Dass ich mit Leib und Seele, im Leben und im Sterben, nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre1. Er hat mit seinem teuren Blut2 für alle meine Sünden vollkommen bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst3, und er bewahrt mich so4, dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt fallen kann5, ja, dass mir alles zu meiner Seligkeit dienen muss6. Darum macht er mich auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens gewiß7 und von Herzen willig und bereit, ihm forthin zu leben8.
Frage 2: Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?
Drei Stücke: Erstens, wie groß meine Sünde und mein Elend sind.9 Zweitens, wie ich von allen meinen Sünden und meinem Elend erlöst werde.10 Drittens, wie ich Gott für solche Erlösung dankbar sein soll.11
Der erste Teil: Vom Elend des Menschen
Sonntag 2
Frage 3: Woher erkennst du dein Elend?
Aus dem Gesetz Gottes.12
Frage 4: Was fordert denn das Gesetz Gottes von uns?
Christus hat es mit folgenden Worten zusammengefasst: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und allen Kräften. Dies ist das höchste und das größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. In diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“13
Frage 5: Kannst du dies alles vollkommen halten?
Nein14, denn ich bin von Natur aus geneigt, Gott und meinen Nächsten zu hassen15.
Sonntag 3
Frage 6: Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?
Nein16, Gott hat den Menschen gut und nach seinem Ebenbild erschaffen17, das bedeutet, in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit, damit er Gott, seinen Schöpfer, recht erkenne und von Herzen liebe und in ewiger Seligkeit mit ihm lebe, ihn zu loben und zu preisen18.
Frage 7: Woher kommt denn solche verderbte Art des Menschen?
Aus dem Fall und Ungehorsam unserer ersten Eltern, Adam und Eva, im Paradies.19 Da ist unsere Natur so verderbt worden, dass wir alle in Sünden empfangen und geboren werden.20
Frage 8: Sind wir aber dermaßen verderbt, dass wir ganz und gar untüchtig sind zu irgendeinem Guten und dass wir geneigt sind zu allem Bösen?
Ja21, es sei denn, dass wir durch den Geist Gottes wiedergeboren werden22.
Sonntag 4
Frage 9: Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas von ihm fordert, das er nicht tun kann?
Nein, denn Gott hat den Menschen so erschaffen, dass er es tun konnte.23 Der Mensch aber hat sich und alle seine Nachkommen auf Anstiftung des Teufels durch mutwilligen Ungehorsam dieser Gaben Gottes beraubt.24
Frage 10: Will Gott diesen Ungehorsam und Abfall ungestraft hingehen lassen?
Nein25, sondern er zürnt schrecklich über die sündige Art des Menschen und seine sündigen Taten. Beides will er nach seinem gerechten Urteil schon in dieser Zeit und in der Ewigkeit strafen, wie er gesprochen hat: „Verflucht sei jeder, der nicht bleibt bei allem, was geschrieben steht im Buch des Gesetzes, dass er es tue.“26
Frage 11: Ist denn Gott nicht auch barmherzig?
Gott ist wohl barmherzig27, er ist aber auch gerecht28. Deshalb fordert seine Gerechtigkeit, dass die Sünde, die gegen die allerhöchste Majestät Gottes begangen worden ist, mit der höchsten, nämlich der ewigen Strafe an Leib und Seele bestraft wird29.
Der zweite Teil: Von der Erlösung des Menschen
Sonntag 5
Frage 12: Da wir also nach dem gerechten Urteil Gottes zeitliche und ewige Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?
Gott will, dass seiner Gerechtigkeit Genüge geschehe.30 Darum müssen wir für unsere Schuld entweder selbst oder durch einen anderen vollkommen bezahlen.31
Frage 13: Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?
Nein, sondern wir machen sogar die Schuld noch täglich größer.32
Frage 14: Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?
Nein, denn erstens will Gott an keinem anderen Geschöpf strafen, was der Mensch verschuldet hat.33 Zweitens kann kein Geschöpf die Last des ewigen Zorns Gottes gegen die Sünde ertragen und andere davon erlösen.34
Frage 15: Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?
Einen solchen, der ein wahrer35 und gerechter Mensch36 ist und doch stärker als alle Geschöpfe, also auch wahrer Gott ist37.
Sonntag 6
Frage 16: Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?
Weil die Gerechtigkeit Gottes erfordert38, dass die menschliche Natur, die gesündigt hat, für die Sünde bezahlt. Jedoch kann einer, der selbst ein Sünder ist, nicht für andere bezahlen.39
Frage 17: Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?
Nur wenn er zugleich wahrer Gott ist40, kann ein Mensch die Last des Zornes Gottes ertragen und uns die Gerechtigkeit und das Leben erwerben41 und wiedergeben42.
Frage 18: Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und wahrer, gerechter Mensch ist?
Unser Herr Jesus Christus43, der uns zur vollkommenen Erlösung und Gerechtigkeit geschenkt ist44.
Frage 19: Woher weißt du das?
Aus dem heiligen Evangelium. Gott selbst hat es zuerst im Paradies offenbart45, dann durch die heiligen Erzväter46 und Propheten verkündigen lassen und durch die Opfer und andere Zeremonien des Gesetzes vorgebildet47, zuletzt aber durch seinen einzig geliebten Sohn erfüllt48.
Sonntag 7
Frage 20: Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verlorengegangen sind?
Nein, sondern nur diejenigen, die durch wahren Glauben seinem Leib als Glieder eingefügt werden und alle seine Wohltaten annehmen.49
Frage 21: Was ist wahrer Glaube?
Es ist nicht allein eine gewisse Erkenntnis, durch die ich alles für wahr halte, was uns Gott in seinem Wort offenbart hat50, sondern auch ein herzliches Vertrauen51, das der Heilige Geist52 durch das Evangelium in mir wirkt53, dass nicht allein anderen, sondern auch mir Vergebung der Sünden, ewige Gerechtigkeit und Seligkeit von Gott geschenkt ist54, aus lauter Gnaden, allein um des Verdienstes Christi willen55.
Frage 22: Was ist aber einem Christen notwendig zu glauben?
Alles, was uns im Evangelium verheißen wird, wie es unser allgemeines, unbezweifeltes christliches Glaubensbekenntnis zusammengefasst lehrt.56
Frage 23: Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige, allgemeine, christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
Sonntag 8
Frage 24: Wie wird dieses Glaubensbekenntnis eingeteilt?
In drei Teile: Der erste handelt von Gott, dem Vater, und unserer Erschaffung. Der zweite von Gott, dem Sohn, und unserer Erlösung. Der dritte von Gott, dem Heiligen Geist, und unserer Heiligung.
Frage 25: Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist?61
Weil Gott sich in seinem Wort so offenbart hat, dass diese drei unterschiedlichen Personen doch der eine, wahre und ewige Gott sind.62
Von Gott, dem Vater, und unserer Erschaffung
Sonntag 9
Frage 26: Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde“?
Ich glaube, dass der ewige Vater unseres Herrn Jesus Christus um seines Sohnes Jesus Christus willen mein Gott und mein Vater ist.63 Er hat Himmel und Erde mit allem, was darin ist, aus nichts erschaffen64und erhält und regiert sie noch immer durch seinen ewigen Rat und seine Vorsehung65. Auf ihn vertraue ich und zweifle nicht, dass er mich mit allem versorgt, was ich für Leib und Seele benötige66, und auch alles Übel, das er mir in diesem Leben auferlegt, mir zum Besten wendet67. Denn er kann es tun als ein allmächtiger Gott68 und will es auch tun als ein getreuer Vater69.
Sonntag 10
Frage 27: Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?
Die allmächtige und gegenwärtige Kraft Gottes70, durch die er Himmel und Erde mit allen Geschöpfen wie durch seine Hand erhält71 und so regiert, dass Laub und Gras, Regen und Dürre, fruchtbare und unfruchtbare Jahre, Essen und Trinken72, Gesundheit und Krankheit73, Reichtum und Armut74 und alles andere uns nicht durch Zufall, sondern aus seiner väterlichen Hand zukommt75.
Frage 28: Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und der Vorsehung Gottes?
Gott will damit, dass wir in aller Widerwärtigkeit geduldig76, in Glückseligkeit dankbar77 und auf die Zukunft hin voller Vertrauen zu unserem treuen Gott und Vater sein sollen, dass uns kein Geschöpf von seiner Liebe scheiden wird78, weil alle Geschöpfe so in seiner Hand sind, dass sie sich ohne seinen Willen weder regen noch bewegen können79.
Von Gott, dem Sohn, und unserer Erlösung
Sonntag 11
Frage 29: Warum wird der Sohn Gottes „Jesus“, das heißt „Heiland“ (Seligmacher), genannt?
Weil er uns heilt von unseren Sünden80, und weil bei keinem anderen ein solches Heil zu suchen noch zu finden ist81.
Frage 30: Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?
Nein, sondern sie rühmen sich zwar seiner mit Worten, verleugnen aber den einzigen Seligmacher und Heiland Jesus mit der Tat82. Denn entweder ist Jesus kein vollkommener Heiland, oder er ist denen, die ihn mit wahrem Glauben annehmen, alles, was zu ihrer Seligkeit vonnöten ist83.
Sonntag 12
Frage 31: Warum wird er „Christus“, das heißt „Gesalbter“, genannt?
Weil er von Gott, dem Vater, eingesetzt und mit dem Heiligen Geist gesalbt worden ist84 zu unserem obersten Propheten und Lehrer85, der uns Gottes verborgenen Rat und Willen von unserer Erlösung vollkommen offenbart86, und zu unserem einzigen Hohenpriester87, der uns mit dem einmaligen Opfer seines Leibes erlöst hat und uns allezeit mit seiner Fürbitte vor dem Vater vertritt88, und zu unserem ewigen König, der uns mit seinem Wort und Geist regiert und bei der erworbenen Erlösung schützt und erhält89.
Frage 32: Warum wirst du ein Christ genannt?
Weil ich durch den Glauben ein Glied Christi bin90 und dadurch an seiner Salbung Anteil habe91, damit auch ich seinen Namen bekenne92, mich ihm zu einem lebendigen Dankopfer hingebe93 und mit freiem Gewissen in diesem Leben gegen die Sünde und den Teufel streite94 und in Ewigkeit mit ihm über alle Geschöpfe regiere95.
Sonntag 13
Frage 33: Warum heißt Jesus Christus „Gottes eingeborener Sohn“, da doch auch wir Kinder Gottes sind?
Christus allein ist der ewige, natürliche96 Sohn Gottes. Wir aber sind um seinetwillen aus Gnade als Kinder Gottes angenommen.97
Frage 34: Warum nennst du ihn „unseren Herrn“?
Weil er uns mit Leib und Seele von der Sünde und aus aller Gewalt des Teufels nicht mit Gold und Silber, sondern mit seinem teuren Blut sich zum Eigentum erlöst und erkauft hat.98
Sonntag 14
Frage 35: Was bedeutet „empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?
Der ewige Sohn Gottes, der wahrer und ewiger Gott ist und bleibt99, hat durch Wirkung des Heiligen Geistes wahre menschliche Natur100 aus dem Fleisch und Blut der Jungfrau Maria angenommen, so dass er auch der wahre Nachkomme Davids ist101, seinen Brüdern in allem gleich, doch ohne Sünde102.
Frage 36: Was nützt es dir, dass er durch den Heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren worden ist?
Er ist unser Mittler103, und er bedeckt vor Gottes Angesicht mit seiner Unschuld und vollkommenen Heiligkeit meine Sünde, in der ich empfangen und geboren worden bin104.
Sonntag 15
Frage 37: Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?
Jesus Christus hat an Leib und Seele die ganze Zeit seines Lebens auf Erden, besonders aber an dessen Ende, den Zorn Gottes über die Sünde des ganzen Menschengeschlechts getragen.105 Mit seinem Leiden als mit dem einmaligen Sühnopfer106 hat er unseren Leib und unsere Seele von der ewigen Verdammnis erlöst107 und uns Gottes Gnade, Gerechtigkeit und ewiges Leben erworben.
Frage 38: Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?
Er wurde unschuldig vom weltlichen Richter verurteilt108 und hat uns dadurch von Gottes strengem Urteil, das über uns ergehen sollte, befreit109.
Frage 39: Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?
Ja, denn dadurch bin ich gewiss, dass er den Fluch, der auf mir lag, auf sich genommen hat110, weil der Tod am Kreuz von Gott verflucht war111.
Sonntag 16
Frage 40: Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?
Weil um der Gerechtigkeit und Wahrheit Gottes willen112 für unsere Sünde nicht anders bezahlt werden konnte als durch den Tod des Sohnes Gottes113.
Frage 41: Warum ist er begraben worden?
Damit wird bezeugt, dass er wirklich gestorben ist.114
Frage 42: Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?
Unser Tod ist nicht eine Bezahlung für unsere Sünde115, sondern nur ein Absterben der Sünden und ein Eingehen ins ewige Leben116.
Frage 43: Welchen weiteren Nutzen haben wir aus dem Opfer und dem Tod Christi am Kreuz?
Durch die Kraft Christi wird unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt, getötet und begraben117, damit die bösen Lüste des Fleisches nicht mehr in uns regieren118, sondern dass wir uns selbst ihm zur Danksagung hingeben119.
Frage 44: Warum folgt „hinabgestiegen zu der Hölle“?
Weil mir damit zugesagt wird, dass ich selbst in meinen schwersten Anfechtungen gewiss sein darf, dass mein Herr Christus mich von der höllischen Angst und Pein erlöst hat, weil er auch an seiner Seele unaussprechliche Angst, Schmerzen und Schrecken am Kreuz und schon zuvor erlitten hat120.
Sonntag 17
Frage 45: Was nützt uns die Auferstehung Christi?
Erstens: Christus hat durch seine Auferstehung den Tod überwunden, um uns an seiner Gerechtigkeit Anteil zu geben, die er uns durch seinen Tod erworben hat.121 Zweitens: Durch seine Kraft werden auch wir schon jetzt erweckt zu einem neuen Leben.122 Drittens: Die Auferstehung Christi ist uns ein verlässliches Pfand unserer seligen Auferstehung.123
Sonntag 18
Frage 46: Wie verstehst du, dass es heißt: „aufgefahren in den Himmel“?
Jesus Christus wurde vor den Augen seiner Jünger von der Erde in den Himmel erhöht.124 Er vertritt uns dort125, bis er wiederkommt, um zu richten die Lebenden und die Toten126.
Frage 47: Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat127?
Christus ist wahrer Mensch und wahrer Gott: Nach seiner menschlichen Natur ist er jetzt nicht auf Erden128, aber nach seiner Gottheit, Majestät, Gnade und Geist weicht er niemals von uns129.
Frage 48: Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?
Mitnichten, denn die Gottheit ist unbegreiflich und überall gegenwärtig130. Daraus folgt, dass sie sowohl außerhalb ihrer angenommenen menschlichen Natur als auch in derselben ist und in einer Person mit ihr vereinigt bleibt.131
Frage 49: Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?
Erstens: Er ist im Himmel vor dem Angesicht seines Vaters unser Fürsprecher.132 Zweitens: Wir haben durch unseren Bruder Jesus Christus im Himmel die Gewissheit, dass er als das Haupt uns, seine Glieder, auch zu sich nehmen wird.133 Drittens: Er sitzt zur Rechten Gottes und sendet uns seinen Geist als Unterpfand134, durch dessen Kraft wir das suchen, was droben ist und nicht das, was auf Erden ist135.
Sonntag 19
Frage 50: Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?
Christus ist dazu in den Himmel erhöht worden, dass er sich dort als das Haupt seiner Kirche erweise136, durch das der Vater alles regiert137.
Frage 51: Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?
Erstens: Christus teilt uns, seinen Gliedern, durch seinen Heiligen Geist die himmlischen Gaben aus.138Zweitens: Er schützt und erhält uns mit seiner Macht gegen alle Feinde.139
Frage 52: Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“?
In aller Trübsal und Verfolgung darf ich mit erhobenem Haupt den Richter aus dem Himmel erwarten, der sich zuvor für mich dem Gericht Gottes gestellt und alle Verurteilung von mir genommen hat140. Er wird alle seine Feinde, die darum auch meine Feinde sind, in die ewige Verdammnis werfen141, mich aber mit allen Auserwählten zu sich in die himmlische Freude und Herrlichkeit nehmen142.
Von Gott, dem Heiligen Geist, und unserer Heiligung
Sonntag 20
Frage 53: Was glaubst du von dem Heiligen Geist?
Erstens: Der Heilige Geist ist gleich ewiger Gott mit dem Vater und dem Sohn.143 Zweitens: Er ist auch mir gegeben144 und gibt mir durch wahren Glauben Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten145. Er tröstet mich146 und wird bei mir bleiben in Ewigkeit147.
Sonntag 21
Frage 54: Was glaubst du von der „heiligen, allgemeinen, christlichen Kirche“?
Ich glaube, dass der Sohn Gottes sich aus dem ganzen Menschengeschlecht148 eine auserwählte Gemeinde zum ewigen Leben149 durch sein Wort und seinen Geist150 in Einigkeit des wahren Glaubens151 von Anbeginn der Welt bis ans Ende versammelt152, schützt und erhält153 und dass auch ich ein lebendiges Glied dieser Gemeinde bin154 und ewig bleiben werde155.
Frage 55: Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?
Erstens: Alle Gläubigen haben als Glieder Gemeinschaft an dem Herrn Christus und an allen seinen Schätzen und Gaben.156 Zweitens: Darum soll auch jeder seine Gaben willig und mit Freuden zum Nutzen und zum Heil der anderen Glieder gebrauchen.157
Frage 56: Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?
Gott will um des Verdienstes Christi willen158 aller meiner Sünden, auch der sündigen Art, mit der ich mein Leben lang zu kämpfen habe159, nicht mehr gedenken. Aus Gnade schenkt er mir vielmehr die Gerechtigkeit Christi, so dass ich nicht mehr ins Gericht kommen werde160.
Sonntag 22
Frage 57: Was tröstet dich die „Auferstehung der Toten“?
Dass nicht allein meine Seele nach diesem Leben alsbald zu Christus, ihrem Haupt, genommen wird161, sondern auch, dass mein Fleisch, durch die Kraft Christi auferweckt, wieder mit meiner Seele vereinigt und dem herrlichen Leib Christi gleichförmig werden soll162.
Frage 58: Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?
Schon jetzt empfinde ich den Anfang der ewigen Freude in meinem Herzen.163 Nach diesem Leben aber werde ich vollkommene Seligkeit besitzen, die kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz je gekommen ist164, Gott ewig darin zu preisen165.
Die Rechtfertigung
Sonntag 23
Frage 59: Was hilft es dir aber nun, wenn du dieses alles glaubst?
Ich bin dadurch in Christus vor Gott gerecht und ein Erbe des ewigen Lebens.166
Frage 60: Wie bist du gerecht vor Gott?
Allein durch wahren Glauben an Jesus Christus167. Zwar klagt mich mein Gewissen an, dass ich gegen alle Gebote Gottes schwer gesündigt und keines je gehalten habe168 und noch immer zu allem Bösen geneigt bin169. Gott aber schenkt mir ganz ohne mein Verdienst170, aus lauter Gnaden171, die vollkommene Genugtuung, Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi172. Er rechnet sie mir an173, als hätte ich nie eine Sünde begangen noch gehabt und selbst den ganzen Gehorsam vollbracht, den Christus für mich geleistet hat174, wenn ich diese Wohltat mit gläubigem Herzen annehme175.
Frage 61: Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?
Ich gefalle Gott nicht deswegen, weil mein Glaube ein verdienstvolles Werk wäre. Allein die Genugtuung, Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi ist meine Gerechtigkeit vor Gott176, und diese kann ich nicht anders als durch den Glauben annehmen und mir zueignen177.
Sonntag 24
Frage 62: Warum können aber unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?
Die Gerechtigkeit, die vor Gottes Gericht zu bestehen vermag, muss vollkommen sein und dem Gesetz Gottes ganz und gar entsprechen.178 Aber auch unsere besten Werke sind in diesem Leben alle unvollkommen und mit Sünden befleckt.179
Frage 63: Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigem Leben belohnen will?
Diese Belohnung geschieht nicht aus Verdienst, sondern aus Gnade.180
Frage 64: Macht aber diese Lehre nicht leichtfertig und gewissenlos?
Nein, denn es ist unmöglich, dass Menschen, die in Christus durch wahren Glauben eingepflanzt sind, nicht Frucht der Dankbarkeit bringen.181
Von den heiligen Sakramenten
Sonntag 25
Frage 65: Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?
Der Heilige Geist wirkt182 den Glauben in unseren Herzen183 durch die Verkündigung des heiligen Evangeliums und bestätigt ihn durch den Gebrauch der heiligen Sakramente184.
Frage 66: Was sind die Sakramente?
Es sind sichtbare, heilige Zeichen und Siegel. Gott hat sie eingesetzt, um uns durch ihren Gebrauch den Zuspruch des Evangeliums besser verständlich zu machen und zu versiegeln: Er hat uns aufgrund des einmaligen Opfers Christi, das am Kreuz vollbracht wurde, Vergebung der Sünden und ewiges Leben aus Gnaden geschenkt.185
Frage 67: Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinlenken?
Ja, denn der Heilige Geist lehrt im Evangelium und bestätigt durch die heiligen Sakramente, dass unsere ganze Seligkeit gegründet ist auf das einmalige Opfer Christi, das für uns am Kreuz geschah186.
Frage 68: Wie viele Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?
Zwei: die Heilige Taufe und das Heilige Abendmahl.
Von der Heiligen Taufe
Sonntag 26
Frage 69: Wie wirst du in der Heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugutekommt?
Christus hat dies äußerliche Wasserbad eingesetzt187 und dabei verheißen188, dass ich so gewiss mit seinem Blut und Geist von der Unreinheit meiner Seele, das ist von allen meinen Sünden, reingewaschen bin, wie ich äußerlich durch das Wasser gereinigt werde, das die Unsauberkeit des Leibes hinwegnimmt189.
Frage 70: Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen zu sein?
Es heißt, Vergebung der Sünden von Gott aus Gnaden zu haben um des Blutes Christi willen, das er in seinem Opfer am Kreuz für uns vergossen hat.190 Es heißt ferner, durch den Heiligen Geist erneuert und zu einem Glied Christi geheiligt zu sein, so dass wir je länger, desto mehr der Sünde absterben und ein Leben führen, das Gott gefällt.191
Frage 71: Wo hat Christus verheißen, dass wir so gewiss mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?
Bei der Einsetzung der Taufe sprach er: „Gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“192 – „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“193 Diese Verheißung wird auch wiederholt, wo die Heilige Schrift die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“194 und die „Abwaschung der Sünden“ 195nennt.
Sonntag 27
Frage 72: Ist denn das äußerliche Wasserbad die Abwaschung der Sünden selbst?
Nein196, denn allein das Blut Jesu Christi und der Heilige Geist reinigt uns von allen Sünden197.
Frage 73: Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“ und die „Abwaschung der Sünden“?
Gott redet so nicht ohne große Ursache. Er will uns damit lehren: Wie die Unsauberkeit des Leibes durch Wasser, so werden unsere Sünden durch Blut und Geist Christi hinweggenommen198. Ja, mehr noch: Er will uns durch dieses göttliche Siegel und Zeichen gewiss machen, dass wir so wahrhaftig von unseren Sünden geistlich gewaschen sind, wie wir mit dem leiblichen Wasser gewaschen werden.199
Frage 74: Soll man auch die kleinen Kinder taufen?
Ja, denn sie gehören ebenso wie die Erwachsenen in den Bund Gottes und in seine Gemeinde.200 Auch ihnen wird nicht weniger als den Erwachsenen in dem Blut Christi die Erlösung von den Sünden201 und der Heilige Geist, der den Glauben wirkt, zugesagt202. Darum sollen auch die Kinder durch die Taufe, das Zeichen des Bundes, in die christliche Kirche als Glieder eingefügt und von den Kindern der Ungläubigen unterschieden werden203, wie es im Alten Testament durch die Beschneidung geschehen ist204, an deren Stelle im Neuen Testament die Taufe eingesetzt wurde205.
Vom Heiligen Abendmahl Jesu Christi
Sonntag 28
Frage 75: Wie wirst du im Heiligen Abendmahl erinnert und gewiss gemacht, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?
Christus hat mir und allen Gläubigen befohlen, zu seinem Gedächtnis von dem gebrochenen Brot zu essen und von dem Kelch zu trinken. Dabei hat er verheißen: Erstens, dass sein Leib so gewiss für mich am Kreuz geopfert und gebrochen und sein Blut für mich vergossen ist, wie ich mit Augen sehe, dass das Brot des Herrn mir gebrochen und der Kelch mir gegeben wird. Zweitens, dass er selbst meine Seele mit seinem gekreuzigten Leib und vergossenen Blut so gewiss zum ewigen Leben speist und tränkt, wie ich aus der Hand des Dieners empfange und leiblich genieße das Brot und den Kelch des Herrn, die mir als gewisse Zeichen des Leibes und Blutes Christi gegeben werden.206
Frage 76: Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?
Es heißt nicht allein, mit gläubigem Herzen das ganze Leiden und Sterben Christi anzunehmen und dadurch Vergebung der Sünden und ewiges Leben zu empfangen207, sondern auch, durch den Heiligen Geist, der zugleich in Christus und in uns wohnt, mit seinem verherrlichten Leib mehr und mehr vereinigt zu werden208, so dass, obgleich er im Himmel ist209 und wir auf Erden sind, wir dennoch ein Leib mit ihm sind210 und von einem Geist ewig leben und regiert werden211.
Frage 77: Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so gewiss mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?
In der Einsetzung des Abendmahls: 212 „Unser Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten wurde, nahm das Brot, dankte und brach es und sprach: Nehmt, esst, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird. Das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus diesem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“ Diese Verheißung wiederholt der Apostel Paulus213, wenn er spricht: „Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ist’s: So sind wir viele ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben.“
Sonntag 29
Frage 78: Werden denn Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi verwandelt?
Nein, wie das Wasser bei der Taufe nicht in das Blut Christi verwandelt wird oder selbst die Sünden abwäscht, sondern Gottes Zeichen und Siegel dafür ist214, so wird auch das Brot im Abendmahl nicht der Leib Christi215, auch wenn es in den Worten, die beim Abendmahl gebraucht werden, der Leib Christi genannt wird216.
Frage 79: Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut, oder warum nennt er den Kelch den Neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?
Christus redet so nicht ohne große Ursache. Er will uns damit lehren: So wie Brot und Wein das zeitliche Leben erhalten, so sind auch sein gekreuzigter Leib und sein vergossenes Blut die wahre Speise und der wahre Trank unserer Seele zum ewigen Leben217. Darüber hinaus will er uns durch dieses sichtbare Zeichen und Siegel gewiss machen, dass wir so wahrhaftig durch die Wirkung des Heiligen Geistes an seinem wahren Leib und Blut Anteil bekommen, wie wir diese heiligen Zeichen mit unserem Mund zu seinem Gedächtnis empfangen218. All sein Leiden und sein Gehorsam sind uns so gewiss zugeeignet, als hätten wir selbst in eigener Person das alles gelitten und vollbracht.
Sonntag 30
Frage 80: Was ist der Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?
Das Abendmahl bezeugt uns, dass wir vollkommene Vergebung aller unserer Sünden haben durch das einmalige Opfer Jesu Christi, das er selbst einmal am Kreuz vollbracht hat219, und dass wir durch den Heiligen Geist in Christus eingeleibt werden220. Christus ist jetzt mit seinem wahren Leib im Himmel zur Rechten des Vaters221 und er will daselbst angebetet werden222. Die Messe aber lehrt, dass die Lebendigen und die Toten nicht durch das Leiden Christi Vergebung der Sünden haben, es sei denn, dass Christus noch täglich für sie von den Messpriestern geopfert werde, und dass Christus leiblich unter der Gestalt des Brotes und Weines sei und deswegen darin angebetet werden soll. Somit ist die Messe im Grunde nichts anderes als eine Verleugnung des einzigen Opfers und Leidens Jesu Christi223 und eine verfluchte Abgötterei.
Frage 81: Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?
Alle, die sich selbst um ihrer Sünden willen missfallen und doch vertrauen, dass Gott sie ihnen vergeben hat und dass auch die bleibende Schwachheit mit dem Leiden und Sterben Christi zugedeckt ist, die aber auch sich danach ausstrecken, mehr und mehr ihren Glauben zu stärken und ihr Leben zu bessern. Wer aber unbußfertig und heuchlerisch zum Abendmahl kommt, isst und trinkt sich selbst zum Gericht.224
Frage 82: Dürfen aber zum Heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?
Nein, denn so würde der Bund Gottes geschmäht und sein Zorn über die ganze Gemeinde erregt.225Darum muss die christliche Kirche nach der Ordnung Christi und seiner Apostel solche durch das Amt der Schlüssel ausschließen, bis sie ihre Lebensführung bessern.
Sonntag 31
Frage 83: Was ist das Amt der Schlüssel?
Die Verkündigung des heiligen Evangeliums und die christliche Bußzucht. Durch diese beiden wird das Himmelreich den Gläubigen aufgeschlossen, den Ungläubigen aber zugeschlossen.226
Frage 84: Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?
Nach dem Befehl Christi wird allen Gläubigen verkündigt und öffentlich bezeugt, dass ihnen alle ihre Sünden von Gott um des Verdienstes Christi willen wahrhaftig vergeben sind, sooft sie den Zuspruch des Evangeliums mit wahrem Glauben annehmen. Dagegen wird allen, die den Glauben verwerfen oder heucheln, öffentlich bezeugt, dass der Zorn Gottes und die ewige Verdammnis auf ihnen liegen, solange sie sich nicht bekehren.227 Nach diesem Zeugnis des Evangeliums will Gott beide in diesem und im zukünftigen Leben urteilen.
Frage 85: Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?
Nach dem Befehl Christi werden alle, die sich Christen nennen, aber unchristlich lehren oder leben, mehrmals brüderlich ermahnt. Wenn sie von ihren Irrtümern und Lastern nicht ablassen, werden sie der Gemeinde oder den von ihr Beauftragten namhaft gemacht. Wenn sie auch deren Ermahnung nicht folgen, werden sie von diesen durch Versagung der heiligen Sakramente aus der christlichen Gemeinde und von Gott selbst aus dem Reich Christi ausgeschlossen. Jedoch werden sie als Glieder Christi und der Kirche wieder angenommen, wenn sie wahre Besserung verheißen und zeigen.228
Der dritte Teil: Von der Dankbarkeit
Sonntag 32
Frage 86: Da wir nun aus unserem Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?
Wir sollen gute Werke tun, weil Christus, nachdem er uns mit seinem Blut erkauft hat, uns auch durch seinen Heiligen Geist erneuert zu seinem Ebenbild, damit wir mit unserem ganzen Leben uns dankbar gegenüber Gott für seine Wohltat erzeigen229 und er durch uns gepriesen werde230. Danach auch, dass wir bei uns selbst unseres Glaubens aus seinen Früchten gewiss werden231 und mit einem Leben, das Gott gefällt, unseren Nächsten auch für Christus gewinnen232.
Frage 87: Können denn die selig werden, die sich nicht von ihrem undankbaren, unbußfertigen Wandel zu Gott bekehren?
Keineswegs, denn die Schrift sagt: „Kein Unkeuscher, Götzendiener, Ehebrecher, Dieb, Geiziger, Trunkenbold, Lästerer, Räuber und dergleichen wird das Reich Gottes erben.“233
Sonntag 33
Frage 88: Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?
In zwei Stücken: im Absterben des alten Menschen234 und im Auferstehen des neuen Menschen.
Frage 89: Was heißt: Absterben des alten Menschen?
Sich die Sünde von Herzen leid sein lassen und sie je länger, desto mehr hassen und fliehen.235
Frage 90: Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?
Herzliche Freude in Gott durch Christus haben236 und Lust und Liebe, nach dem Willen Gottes in allen guten Werken zu leben237.
Frage 91: Welches sind denn gute Werke?
Allein solche, die aus wahrem Glauben238 nach dem Gesetz Gottes239 ihm zur Ehre geschehen240, und nicht solche, die auf unser Gutdünken oder auf Menschengebote gegründet sind241.
Sonntag 34
Frage 92: Wie lautet das Gesetz des Herrn?
Gott redet alle diese Worte:
Das erste Gebot: Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Knechtschaft, herausgeführt habe. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!242
Das zweite Gebot: Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was in den Wassern unter der Erde ist. Bete sie nicht an, und diene ihnen nicht! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott, der die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied derer, die mich hassen, der aber Gnade erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.
Das dritte Gebot: Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen! Denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
Das vierte Gebot: Gedenke des Sabbattages und heilige ihn! Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun; aber am siebten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun; weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der innerhalb deiner Tore lebt. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und er ruhte am siebten Tage. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und geheiligt.
Das fünfte Gebot: Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt!
Das sechste Gebot: Du sollst nicht töten!
Das siebte Gebot: Du sollst nicht ehebrechen!
Das achte Gebot: Du sollst nicht stehlen!
Das neunte Gebot: Du sollst kein falsches Zeugnis reden gegen deinen Nächsten!
Das zehnte Gebot: Du sollst nicht begehren das Haus deines Nächsten! Du sollst nicht begehren die Frau deines Nächsten, noch seinen Knecht, noch seine Magd, noch sein Rind, noch seinen Esel, noch irgendetwas, was dein Nächster hat!
Frage 93: Wie werden diese Gebote eingeteilt?
In zwei Tafeln:243 Die erste Tafel lehrt in vier Geboten, wie wir uns Gott gegenüber verhalten sollen, die zweite in sechs Geboten, was wir unserem Nächsten schuldig sind.244
Frage 94: Was fordert der Herr im ersten Gebot?
Gott will, dass ich allen Götzendienst, alle Zauberei245 und Wahrsagerei, alle abergläubischen Hantierungen246, auch das Anrufen der Heiligen oder anderer Geschöpfe247 meide und fliehe, damit ich meiner Seele Heil und Seligkeit nicht verliere. Stattdessen soll ich den einen wahren Gott recht erkennen248, ihm allein vertrauen249 und in aller Demut250 und Geduld251 von ihm allein alles Gute erwarten252. Ihn allein soll ich von ganzem Herzen lieben253, fürchten254 und ehren255, so dass ich eher alle Kreaturen aufgebe, als im geringsten seinem Willen zuwider zu handeln256.
Frage 95: Was ist Götzendienst?
Anstelle des einen wahren Gottes, der sich in seinem Wort offenbart hat, oder neben ihm irgendetwas ersinnen oder haben, worauf der Mensch sein Vertrauen setzt.257
Sonntag 35
Frage 96: Was will Gott im zweiten Gebot?
Gott will, dass wir ihn in keiner Weise abbilden258, noch ihn auf irgendeine andere Art verehren, als er es in seinem Wort befohlen hat259.
Frage 97: Darf man denn gar kein Bild machen?
Gott kann und darf in keiner Weise abgebildet werden. Die Geschöpfe dürfen abgebildet werden, aber Gott verbietet, Bilder von ihnen zu machen und zu haben, um sie zu verehren oder ihm damit zu dienen260.
Frage 98: Dürfen denn nicht die Bilder als „Bücher der Laien“ in den Kirchen geduldet werden?
Nein, denn wir sollen uns nicht für weiser halten als Gott, der seine Christenheit nicht durch stumme Götzen261, sondern durch die lebendige Verkündigung seines Wortes unterwiesen haben will262.
Sonntag 36
Frage 99: Was will Gott im dritten Gebot?
Gott will, dass wir weder mit Fluchen263 oder mit falschem Eid264 noch mit unnötigem Schwören265 seinen Namen lästern oder missbrauchen. Wir sollen uns auch nicht durch unser Stillschweigen und Zusehen an solchen schrecklichen Sünden mitschuldig machen.266 Vielmehr sollen wir Gottes heiligen Namen nur mit Furcht und Ehrerbietung gebrauchen267, so dass er von uns recht bekannt268, angerufen269 und in allen unseren Worten und Werken270 gepriesen wird.
Frage 100: Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?
Ja, denn es gibt keine Sünde, die größer ist und Gott heftiger erzürnt, als die Lästerung seines Namens. Darum hat er auch befohlen, sie mit dem Tod zu bestrafen.271
Sonntag 37
Frage 101: Darf man aber gottesfürchtig bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?
Ja, wenn die Obrigkeit es fordert oder die Not es gebietet, um auf diese Weise Treue und Wahrheit zu Gottes Ehre und zum Wohl des Nächsten zu erhalten und zu fördern. Denn solches Schwören ist in Gottes Wort begründet.272 Deshalb haben die Heiligen im Alten und im Neuen Testament zu Recht davon Gebrauch gemacht.273
Frage 102: Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?
Nein, denn in einem rechtmäßigen Eid rufe ich Gott selbst zum Zeugen an, dass er, der allein die Herzen kennt, die Wahrheit bestätige und mich strafe, wenn ich falsch schwöre.274 Diese Ehre aber gebührt keinem Geschöpf.275
Sonntag 38
Frage 103: Was will Gott im vierten Gebot?
Gott will zum einen, dass das Predigtamt und die christliche Unterweisung erhalten bleiben276 und dass ich besonders am Feiertag fleißig zur Gemeinde Gottes komme277. Dort soll ich Gottes Wort lernen278, die heiligen Sakramente gebrauchen279, den Herrn öffentlich anrufen280 und in christlicher Nächstenliebe für Bedürftige spenden281. Zum anderen soll ich alle Tage meines Lebens meinen bösen Werken entsagen, den Herrn durch seinen Geist in mir wirken lassen und so den ewigen Sabbat schon in diesem Leben anfangen282.
Sonntag 39
Frage 104: Was will Gott im fünften Gebot?
Ich soll meinem Vater und meiner Mutter und allen, die mir vorgesetzt sind, alle Ehre, Liebe und Treue erweisen und alle gute Lehre und Strafe mit gebührendem Gehorsam annehmen283, auch mit ihren Schwächen und Fehlern Geduld haben284, weil Gott uns durch ihre Hand regieren will285.
Sonntag 40
Frage 105: Was will Gott im sechsten Gebot?
Ich soll meinen Nächsten weder mit Gedanken noch mit Worten oder Gebärden, erst recht nicht mit der Tat, auch nicht mit Hilfe anderer schmähen, hassen, beleidigen oder töten.286 Ich soll vielmehr alle Rachgier ablegen287, mir auch nicht selbst Schaden zufügen oder mich mutwillig in Gefahr begeben288. Darum hat auch der Staat den Auftrag, durch seine Rechtsordnung das Töten zu verhindern.289
Frage 106: Redet dieses Gebot allein vom Töten?
Nein. Gott will uns durch das Verbot des Tötens lehren, dass er schon die Wurzel des Tötens, nämlich Neid290, Hass291, Zorn292 und Rachgier, hasst und dass solches alles in seinen Augen ein heimliches Töten ist293.
Frage 107: Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?
Nein. Indem Gott Neid, Hass und Zorn verdammt, will er, dass wir unseren Nächsten lieben wie uns selbst294, ihm Geduld, Frieden, Sanftmut295, Barmherzigkeit296 und Freundlichkeit297 erweisen, Schaden, soviel uns möglich ist, von ihm abwenden298 und auch unseren Feinden Gutes tun299.
Sonntag 41
Frage 108: Was will Gott im siebten Gebot?
Gott verurteilt alle Unkeuschheit.300 Darum sollen wir ihr von Herzen Feind sein301, rein, keusch und züchtig leben302, sei es nun in der Ehe oder außerhalb derselben303.
Frage 109: Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch und ähnliche Schandtaten?
Nein. Weil beide, unser Leib und unsere Seele, Tempel des Heiligen Geistes sind, darum will Gott, dass wir beide rein und heilig bewahren. Er verbietet deshalb alle zügellosen Taten, Gebärden, Worte304, Gedanken, Lust305 und alles, was den Menschen dazu reizen kann306.
Sonntag 42
Frage 110: Was verbietet Gott im achten Gebot?
Gott verbietet nicht nur den Diebstahl307 und Raub308, die nach staatlichem Recht bestraft werden. Er nennt Diebstahl auch alle Schliche und betrügerischen Handlungen, womit wir versuchen, das Eigentum unseres Nächsten an uns zu bringen, sei es mit Gewalt oder einem Schein des Rechts:309 mit falschem Gewicht und Maß310, mit schlechter Ware, gefälschtem Geld und Wucher311 oder mit irgendeinem Mittel, das von Gott verboten ist. Er verbietet auch allen Geiz312 und alle Verschwendung seiner Gaben313.
Frage 111: Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?
Ich soll das Wohl meines Nächsten fördern, wo ich nur kann, und an ihm so handeln, wie ich möchte, dass man an mir handelt.314 Auch soll ich gewissenhaft arbeiten, damit ich dem Bedürftigen in seiner Not helfen kann.315
Sonntag 43
Frage 112: Was will Gott im neunten Gebot?
Ich soll gegen niemanden falsches Zeugnis ablegen316, niemandem seine Worte verdrehen317, nicht hinter seinem Rücken reden und ihn nicht verleumden318. Ich soll niemanden ungehört und leichtfertig verurteilen helfen319 und alles Lügen und Betrügen als Werke des Teufels320 bei Gottes schwerem Zorn vermeiden321. Vor Gericht und in all meinem Tun soll ich die Wahrheit lieben, sie aufrichtig sagen und bekennen322 und auch Ehre und guten Ruf meines Nächsten nach Kräften retten und fördern323.
Sonntag 44
Frage 113: Was will Gott im zehnten Gebot?
Wir sollen in unserem Herzen keine Lust und keinen Gedanken aufkommen lassen, gegen irgendein Gebot Gottes zu handeln, sondern wir sollen jederzeit von ganzem Herzen aller Sünde Feind sein und Lust zu aller Gerechtigkeit haben.324
Frage 114: Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?
Nein, sondern es kommen auch die frömmsten Menschen in diesem Leben über einen geringen Anfang dieses Gehorsams nicht hinaus.325 Wohl aber beginnen sie mit fester Absicht nicht nur nach einigen, sondern nach allen Geboten Gottes zu leben.326
Frage 115: Warum lässt uns Gott denn die Zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?
Erstens sollen wir unser ganzes Leben lang unsere sündige Art immer mehr erkennen327 und umso begieriger Vergebung der Sünden und Gerechtigkeit in Christus suchen328. Zweitens sollen wir unaufhörlich uns bemühen und Gott um die Gnade des Heiligen Geistes bitten, dass wir immer mehr zum Ebenbild Gottes erneuert werden, bis wir nach diesem Leben das Ziel der Vollkommenheit erreichen werden.329
Vom Gebet
Sonntag 45
Frage 116: Warum ist den Christen das Gebet nötig?
Weil es die wichtigste Gestalt der Dankbarkeit ist, die Gott von uns fordert330, und weil Gott seine Gnade und seinen Heiligen Geist nur denen geben will, die ihn herzlich und unaufhörlich darum bitten und ihm dafür danken331.
Frage 117: Was gehört zu einem solchen Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?
Erstens, dass wir allein den einen wahren Gott, der sich uns in seinem Wort offenbart hat332, von Herzen anrufen333 um alles, was er uns zu bitten befohlen hat334. Zweitens, dass wir unsere Not und unser Elend gründlich erkennen335, um uns vor seinem göttlichen Angesicht zu demütigen336. Drittens, dass wir diesen festen Grund haben337, dass er unser Gebet, trotz unserer Unwürdigkeit, um des Herrn Jesus Christus willen gewiss erhören will338, so wie er es uns in seinem Wort verheißen hat339.
Frage 118: Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu bitten?
Alles, was wir für unser geistliches und leibliches Leben benötigen340, wie es der Herr Christus in dem Gebet zusammengefasst hat, das er uns selber gelehrt hat.
Frage 119: Wie lautet dieses Gebet?
Unser Vater341 im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Sonntag 46
Frage 120: Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?
Er will in uns gleich zu Anfang unseres Gebetes die kindliche Ehrfurcht und Zuversicht Gott gegenüber wecken, auf die unser Gebet gegründet sein soll; dass nämlich Gott durch Christus unser Vater geworden ist und uns das, worum wir ihn im Glauben bitten, noch viel weniger verweigern will, als unsere Väter uns irdische Dinge abschlagen342.
Frage 121: Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“?
Wir sollen von der himmlischen Hoheit Gottes nicht irdisch denken343 und von seiner Allmacht alles erwarten, was für Leib und Seele nötig ist344.
Sonntag 47
Frage 122: Was bedeutet die erste Bitte?
„Geheiligt werde dein Name“: Damit beten wir: Gib uns erstens, dass wir dich recht erkennen345 und dich heiligen, rühmen und preisen in allen deinen Werken, in denen deine Allmacht, Weisheit, Güte, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Wahrheit leuchten346. Gib uns auch, dass wir unser ganzes Leben, unsere Gedanken, Worte und Werke darauf richten, dass dein Name unsertwegen nicht gelästert, sondern geehrt und gepriesen werde347.
Sonntag 48
Frage 123: Was bedeutet die zweite Bitte?
„Dein Reich komme“: Damit beten wir: Regiere uns durch dein Wort und deinen Geist, dass wir uns dir je länger, desto mehr unterwerfen348. Erhalte und mehre deine Kirche349 und zerstöre die Werke des Teufels und alle Gewalt, die sich gegen dich erhebt, und alle Machenschaften, die gegen dein heiliges Wort erdacht werden350, bis die Vollkommenheit deines Reiches kommt351, in dem du alles in allen sein wirst352.
Sonntag 49
Frage 124: Was bedeutet die dritte Bitte?
„Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“: Damit beten wir: Gib, dass wir und alle Menschen unserem eigenen Willen absagen353 und deinem allein guten Willen ohne alles Widersprechen gehorchen354, so dass jeder seine irdischen Aufgaben so willig und treu ausübt wie die Engel im Himmel355.
Sonntag 50
Frage 125: Was bedeutet die vierte Bitte?
„Unser tägliches Brot gib uns heute“: Damit beten wir: Versorge uns mit allem, was wir für Leib und Leben benötigen356. Lehre uns dadurch erkennen, dass du allein der Ursprung alles Guten bist357 und dass ohne deinen Segen unsere Sorgen und unsere Arbeit wie auch deine Gaben uns nichts nützen358. Lass uns deshalb unser Vertrauen von allen Geschöpfen abwenden und es allein auf dich setzen359.
Sonntag 51
Frage 126: Was bedeutet die fünfte Bitte?
„Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“: Damit beten wir: Rechne uns armen Sündern alle unsere Missetat und das Böse, das uns immer noch anhängt, um des Blutes Christi willen nicht zu360, wie auch wir es als Zeugnis deiner Gnade in uns finden, dass unser ganzer Vorsatz ist, unserem Nächsten von Herzen zu verzeihen361.
Sonntag 52
Frage 127: Was ist die sechste Bitte?
„Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns vom Bösen“: Damit beten wir: Aus uns selbst sind wir so schwach, dass wir nicht einen Augenblick bestehen können.362 Auch hören unsere erklärten Feinde, der Teufel363, die Welt364 und unser eigenes Fleisch365, nicht auf, uns anzufechten. Darum erhalte und stärke uns durch die Kraft des Heiligen Geistes, dass wir ihnen fest widerstehen und in diesem geistlichen Streit nicht unterliegen366, bis wir endlich den völligen Sieg behalten367.
Frage 128: Wie beschließt du dieses Gebet?
„Denn dein ist das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“: Damit beten wir: Dies alles erbitten wir darum von dir, weil du als unser König und aller Dinge mächtig uns alles Gute geben willst und kannst368 und dass dadurch nicht wir, sondern dein heiliger Name ewig gepriesen werden soll369.
Frage 129: Was bedeutet das Wort „Amen“?
Amen heißt: Das ist wahr und gewiss. Denn mein Gebet ist von Gott viel gewisser erhört, als ich in meinem Herzen fühle, dass ich dieses alles von ihm begehre.370